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„Wege aus dem Dickicht der Verschwörungsmythen aufzeigen“

Ausstiegsprogramm „ent-täuscht“ berät Verschwörungsgläubige und deren Umfeld


Wenn der Grad der Empörung über ein neues Angebot Anhaltspunkte für dessen mögliche Wirkmacht liefert, kann dem insbesondere an Verschwörungsgläubige und deren Umfeld gerichteten Ausstiegsprogramm „ent-täuscht“ weiterhin großes Potenzial attestiert werden: Mit einer Vielzahl von Hassmails und Störungsanrufen versuchten Personen aus der verschwörungsideologischen Szene anfangs beharrlich, die Arbeit der Beraterinnen und Berater im Projekt zu torpedieren.

Seit Beginn des Programms Anfang 2024 hat sich das Bild jedoch gewandelt und mehr und mehr Betroffene nehmen das über das Landes-Demokratiezentrum im Niedersächsischen Justizministerium geförderte Angebot tatsächlich wahr. Eine zweistellige Anzahl von Kontaktanfragen mündete inzwischen bereits in mehrere Beratungsfälle, die mit großem Einsatz vom interdisziplinär besetzten Team von „ent-täuscht“ begleitet werden.

Die Beratungsanfragen sind dabei hochgradig individuell. Familienangehörige melden sich, weil Elternteile, Geschwister oder die eigenen Kinder in ein verschwörungsgläubiges Umfeld abdriften. In der Folge werden soziale Beziehungen geschädigt oder gänzlich abgebrochen. Werden finanzielle Mittel in das verschwörungsgläubige Umfeld getragen, können Verschuldung bis hin zum Verlust der Existenzgrundlage drohen. Der adäquate Umgang mit Verschwörungsgläubigen gestaltet sich auch deswegen oft schwierig, weil das eigene Wissen zur Bandbreite der Verschwörungsideologien begrenzt ist. Gleichzeitig fehlt es an Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Angehörigen, wodurch sich diese allein gelassen fühlen. Auch Scham spielt eine Rolle, denn immer noch herrscht ein belächeltes Bild von Verschwörungsideologen in unserer Gesellschaft vor.

(Ehemals) Verschwörungsgläubige wenden sich an das Beratungsangebot von „ent-täuscht“, weil sie mit weitreichenden Konsequenzen des Abdriftens in verschwörungsideologische Szenen zu kämpfen haben. Neben einer zunehmenden Radikalisierung sind Verlust von Arbeitsplatz/Studium/Ausbildung und dem sozialen Umfeld Themen in der Beratung. Oftmals entsteht die Hinwendung zu Verschwörungsideologien als Folge von Belastungssituationen, für die Verschwörungsgläubige nach einem Erklärungsmuster suchen. Hier setzt die fachkundige Begleitung durch die Beraterinnen und Berater an.

Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann zeigt sich bei einer ersten Zwischenbilanz weiterhin vom Programm überzeugt: „Das Projekt „ent-täuscht“ ist eine sinnvolle und wichtige Ergänzung der in Niedersachsen schon bestehenden Palette unterschiedlicher Ausstiegsprogramme. Verschwörungsideologien sind in unserer Gesellschaft spätestens seit der Corona-Pandemie rasant auf dem Vormarsch und stellen inzwischen eine reale Gefahr für unser friedliches Zusammenleben dar. Es ist gefährlich, diese geistigen Brandsätze leichtfertig als bloße Spinnerei abzutun – stattdessen müssen wir Menschen, die ihr Heil aus den unterschiedlichsten Gründen in gefährlichen Parallelwelten suchen, aktiv Wege aufzeigen, sich selbst aus dem Dickicht der Verschwörungsmythen zu befreien. „Ent-täuscht“ kann zudem gerade den – oftmals verzweifelten – Angehörigen und Freunden Betroffener helfen, einen konstruktiven Umgang mit verschwörungsgläubigen Menschen zu finden und ihren Liebsten im besten Fall aus dem Sumpf der Verschwörungstheorien herauszuhelfen. Ich hoffe sehr, dass zukünftig noch mehr Menschen von dem Projekt erfahren und den Mut aufbringen, die wertvolle Hilfe der Beratenden zu suchen.“

Bei Fragen oder Hilfebedarf wenden Sie sich gern unter info@ent-taeuscht.de an das Team von „ent-täuscht“.

Schmuckgrafik   Bildrechte: MJ

Artikel-Informationen

erstellt am:
28.02.2025

Ansprechpartner/in:
Herr Dr. Marcel Holthusen

Nds. Justizministerium
Pressesprecher
Am Waterlooplatz 1
30169 Hannover
Tel: 05111205043

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